An der Treiserstraße und an der Kastellaunerstraße standen einst sieben Basaltkreuze, deren Geschichte heute wahrscheinlich niemand mehr kennt. Dr. Anton Seibel hat die Geschichte dazu erzählt, die ich nachfolgend in kurzform wiedergeben möchte.
An der Treiserstraße und an der Kastellaunerstraße standen einst sieben Basaltkreuze, deren Geschichte heute wahrscheinlich niemand mehr kennt. Dr. Anton Seibel hat die Geschichte dazu erzählt, die ich nachfolgend in kurzform wiedergeben möchte.
In vergangen Jahren, es muss vor dem Jahre 1700 gewesen sein, gab es viele Mörsdorfer Bewohner, die sich als Waldarbeiter ihr karges Einkommen durch Holzfällen während der Herbst- und Winterzeit aufbesserten. Sie arbeiteten in Kolonnen von vier bis sechs Mann im Akkord. Es war damals bei den Holzbauern Brauch, dass es vor der Endabrechnung nur einen Zwischenzahlungstag gab, und zwar einige Tage vor der Mörsdorfer Kirmes im Februar. Nun stand wieder einmal die Kirmes vor der Tür, und der herbeigesehnte Auszahlungstag war festgesetzt. Wie es von jeher üblich war, ging es am Abend der Geldauszahlung hoch her. Reichlich floss der Branntwein. Nachdem der Haumeister den einzelnen Kolonnen ihren Lohn übergeben hatte, der Förster hatte ihn genau ausgerechnet, teilte jede Kolonne das empfangene Geld unter sich auf. So viel Geld hatte jeder wohl im ganzen Jahr nur einmal in den Händen. Aber einer war diesmal mit seinem Anteil nicht zufrieden, ihm war es zu wenig. Er gab seinem Unmut Luft, er hätte auf mehr Lohn Anspruch, es sei nicht richtig gerechnet worden. So gab ein lautes und hartes Wort das andere und als einer sogar rief: »sei froh, dass du so viel bekommen hast, mehr hast Du doch nicht verdient«, da stieg die geschürte Wut aufs höchste und mit seiner Beherrschung war es aus. Er griff schnell die vor ihm auf dem Tisch stehende Schnapsflasche und schlug sie mit voIler Wucht dem Widersprechenden auf den Kopf. Nach dem brutalen Schlag stürzte der Getroffene wie ein gefällter Baum zu Boden Der Schläger stand zunächst entsetzt da und starrte auf sein Opfer. Einige der Anwesenden begannen, sich um den Verletzten zu kümmern. Am nächsten Tag soll die Polizei gekommen sein um ihn zu verhaften. Der Übeltäter aber war verschwunden und er blieb für lange Zeit, fast dreißig Jahre, verschollen.
Aber dann gab es plötzlich eine große Sensation im Dorf: Der längst Totgeglaubte war an einem Abend heimgekommen, nach dreißig Jahren. Nach dreißig Jahren war auch bei den damals geltenden Rechtsgrundlagen, dem römischen Recht - eine Tat- mag sie auch als Totschlag oder Mord eingestuft werden, verjährt. Aus diesem Grunde war er volle dreißig Jahre fort in der Fremde, in Welschland (Frankreich). Dort hatte er es bei der Pottaschengewinnung mit harter Arbeit zu einem gewissen Reichtum geschafft. Der Zurückgekehrte erteilte nun Bauaufträge im Dorfe und ließ sich im Laufe der Jahre drei Häuser, etwas außerhalb des damaligen Ortskerns, nicht zu nahe beieinander, nicht zu weit voneinander, alle drei in gleicher Größe und in gleicher Bauform, nach der damaligen Hunsrücker Bauart, als Fachwerkhäuser (alte fränkische Fachwerkbauweise) errichten. Zwei Häuser gab er den Angehörigen des von ihm Geschädigten. Zudem richtete er sich später in Mörsdorf eine eigene »Pottaschesiederei« ein. Beim öfteren Anblick alter, morscher und windschiefer Holzkreuze an den Mörsdorfer Feldwegen, kam ihm der Gedanke, statt ihrer, haltbarere, wetterfeste, steinerne Kreuze errichten zu lassen, Und so ließ der Heimgekehrte Basaltkreuze errichten, nicht eins, sondern gleich sieben an der Zahl, von ansehnlichem Ausmaß, von gleicher Größe, von gleichem Format und Aussehen. Sie wurden aufgestellt an dem sogenannten »alten Weg«, der von Treis herauf durch die Mörsdorfer Gemarkung weit über Buch hinaus nach Kastellaun führt. Drei der Kreuze nördlich, drei südlich des Dorfes und eins mitten im Dorf »An der Poort« errichtet, wo es heute noch steht (stehts noch da???) und die Jahreszahl 1714 trägt. Dieses Dorfkreuz steht unweit der Häuser, die der Heimgekehrte errichten ließ.
Der Mensch hat es aber allein nicht in seiner Hand, das Schwere leicht zu machen und alle Schuld zu vergessen. So blieb auch bei ihm, trotz aller bisher geleisteten Sühne, das Schuldbewußtsein, dass ihn veranlaßte, sich persönlich weitere Buße aufzuerlegen. So unternahm er an jedem Karfreitag einen Bußgang zu seinen sieben Kreuzen und betete dort für sein Opfer von damals. An einem Karsamstagmorgen kehrte er aber von seinem Bußgang nicht wieder heim. Die Nachbarn wussten von seinem jährlichen Bußgang in der Karfreitagnacht zu seinen sieben Kreuzen. Sie suchten ihn dort. Da, an dem Kreuz im Wald im Distrikt Kolm, fand man ihn, er lag vor dem Kreuz auf der Erde – tot.
PS: Eines der drei Fachwerkhäuser ist angeblich das Haus Beades in der Treiserstraße