Bericht

über die Tätigkeit des Provinzialmuseums in Bonn


in der Zeit vom 1. 4. 1924 bis 31. 3. 1925
Mit Beiträgen von Direktorialassistent und Professor Dr. F. Oelmann
und Kustos J. Magen.

10. Bei einer Begehung mit Herrn Oberförster Künster wurde eine bisher unbekannte von Treis (Kreis Cochem) ausgehende vorgeschichtliche und römische Strasse nebst anliegenden Kulturen ermittelt. Sie steigt vom Zusammenflüsse des Flaum- und Dünnbaches bei der Geistmühle südlich Treis aufwärts, noch jetzt in ihrem Zuge durch einen Höhenweg bezeichnet. Die Richtung weist südlich über Beurenkern, Rodenberg, Nonnenkopf, Fallenwald, Friedrichswald, Mörsdorfer Wald, Kastellauner Forst nach Kastellaun. Sogenannte Sperrwälle, wie wir sie auch an anderen alten Hunsrückstrassen finden, sind noch mehrfach an dieser Stelle erhalten, z. B. auf Beurenkern Flur „auf Mangelscheid“ Distrikt 24 bei Distriktsstein 157, ebenda bei Distriktsstein 23/24 (Höhe 231,9). Die Gräben und Wälle sind noch wohlerhalten. Sie sperren eine Hochfläche ab und reichen talwärts genau bis zum Beginne der schroffen Geländeabfälle zum Dünn- und Flaumbachtal. Im weiteren Verlauf der alten Strasse liegt südöstlich H 309,8 das Moritzwäldchen; hier steht direkt östlich der Strasse Mauerwerk aus Quarzkonglomeraten an, als dessen Bindemittel ein zäher roter Ton verwendet war. Der Durchmesser des Ganzen beträgt etwa 4 m ; weiter östlich liegen ein Schutthaufen aus gleichem Material und ein Brunnen, rund, mit Schiefersteinen ausgemauert, von etwa 1 m Dm. Weiter südlich ein grosses Hügelgrab, von der jetzigen Strasse angeschnitten und weiter westlich beiderseits eines südlich abzweigenden Weges zur Schutzhütte beim Saatkamp eine grosse Menge Hügelgräber, bis zu 30 m Durchmesser, z. T. angegraben. Es wurden mindestens 15 Gräber grösseren Umfanges gezählt; aber viele kleinere Erhebungen mögen die letzten Reste ehemaliger, später verschleifter Hügel sein. Zwischen der Schutzhütte und der heutigen Strasse zieht wieder ein Sperrwall, eine Abgrabung, ziemlich flach, D/2 m tief, oben 3 m breit. Sie setzt sich südlich der Strasse noch etwas fort; hier befindet sich eine ganz flache wallartige Anlage von trapezförmigem Grundriss. Die Abgrabung endet westlich an der tief eingeschnittenen Schlucht Efeuley; östlich reicht sie im Gegensätze zu anderen derartigen Anlagen in der Gegend nicht bis zum Steilabsturze. Es ist auffallend, dass die Hügelgräber sich nur südlich bis zu dieser Abgrabung erstrecken, aber nicht darüber hinaus. Im weiteren Verlaufe findet sich westlich im Fallenwald eine tennenartige Felseinebnuug, darum ein Absatz und Wall, 40:50 m Dm. (Hagen.)
11. Die oben beschriebene Strasse zieht durch die Mörsdorfer Feld- fluren (Kreis Cochem) in südöstlicher Richtung, geht mitten durch den Ort Mörsdorf und südwestlich der Landstrasse unter dem Namen Heerstrasse. Im Mörsdorfer Roth südwestlich der Strasse im heutigen Ackerland — früher Wald — Hügelgräber, grösstenteils durch Feldbau eingeebnet oder stark verschleift; nur drei Hügel heben sich heute noch ganz schwach im Gelände ab. Südwestlich im Jagen 24 bei H 222,4 sind als niedrige Wälle die Schutthalden alten Gemäuers einer langgestreckten Bauanlage von etwa 70 m Länge deutlich erkennbar; im Volksmunde Scheissenburg genannt. An den Enden erkennt man deutlich je einen viereckigen Raum (Eckrisalite), dazwischen eine Verbindungshalle. Diese und weitere Mauerzüge sind an dem auf den alten Mauern stark angewachsenen Immergrünbestande deutlich verfolgbar. Es handelt sich wohl um einen Gutshof römischer Zeit. (Hagen.)
12. An der bereits bekannten alten Strasse Treis—Kastellaun über Lieg im Kreise Cochem (s. Römerstrassen der Rheinprovinz S. 221) konnten weitere Einzelheiten und genauerer Verlauf bestimmt werden. Herr Oberförster Künster stellte im Walde Lunuf nordöstlich von Lahr drei Hügelgräber fest und wies den Übergang über den Dünnbach bei der nördlich vor der Salzmühle liegenden Mühle nach (auf den Karten ohne Namen). Die vermutliche Linienführung auf Blatt 2 der Römerstrassenkarten über Korweiler— Uhler ist durch folgende jetzt gesicherte Strecke zu berichtigen: von Lieg über H 331.0 (Kapelle), nordöstlich Lahr, durch den Zilshausener Wald, nordöstlich Zilshausen, von der Landstrasse überschritten am Wegweiser, nach S. S. 0. über den Dünnbach an der oben angegebenen Stelle, dann nach S. 0. über H 404,0 und südwestlich Uhlerkopf nach Kastellaun. (Hagen.)
13. Der an der Römerstrasse Pommerner Moselbrücke —Strimmig—Liesenich— Kirchberg bezw. Simmern von mir vermutete Übergang über den Flaumbach bei der Weissmühle (Römerstrassen a. a. 0. S. 220) wurde inzwischen von Herrn Oberförster Künster mit Abstieg von Norden und Aufstieg nach Süden als richtig nachgewiesen. (Hagen.)